Fotografie, Veranstaltungen
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Event-Report: Fotomarathon Bremen 2015

Leckere Pommes von der Veganbar als Stärkung beim Fotomarathon Bremen

Egal, wie gut du glaubst, deine Stadt zu kennen: Es gibt sicher noch Ansichten, die du neu entdecken kannst. Das ist zumindest meine Erkenntnis aus dem Bremer Fotomarathon. In neun Stunden mit dem Fahrrad quer durch die Stadt düsen und dabei Motive zu neun Themen zu finden, hat jedenfalls meinen Blick auf Bremen noch einmal geschärft.

Vor genau zehn Jahren, also 2005, habe ich schon einmal an einem Bremer Fotomarathon teilgenommen. Damals mussten innerhalb von 12 Stunden 24 Bilder auf analogen Film gebannt werden. Schon damals hatte ich viel Spaß bei der etwas anderen Stadtrundfahrt, sodass ich mich mit Begeisterung für den aktuellen Fotomarathon angemeldet habe. Irgendwie dachte ich auch, dass es dieses Mal nicht ganz so anstrengend werden würde, weil bei neun Bildern in neun Stunden auf digitaler Speicherkarte mehr Versuche pro Thema möglich waren. Aber gerade das sollte sich noch als Krux herausstellen. Aber, lest und folgt mir durch die Stadt:

Station 1 – Schaulust beim Güterbahnhof

Startschuss für die 200 Teilnehmer des Fotomarathons war die Schaulust am Güterbahnhof. Hier gab es die ersten drei Themen, die Stempelkarte zum Nachweis, dass man auch wirklich durch die Stadt gedüst ist, und natürlich die Info zum nächsten Treffpunkt.

Als ich das übergreifende Motto „Stadt im Fluss“ und die ersten Themen las, dachte ich nur, jemand hätte meine Gedanken gelesen. Am Vorabend hatte ich mir noch die Dokumentation von vor zehn Jahren angesehen. Dort wurden die ersten Plätze von Fotografen belegt, die es geschafft hatten, einen roten Faden in der Bilderserie zu verfolgen. Das ist ziemlich schwierig, wenn man nicht weiß, welche Themen als nächstes benannt werden. Aber ich hatte mir bereits fest vorgenommen, Bremen zum Thema meiner Bilder zu machen. Das Motto spielte mir da natürlich in die Hände.

Bild 1 – Abgefahren

Viele Teilnehmer nutzten bereits die Start-Station für das erste Motiv. Auf dem Gelände vom Güterbahnhof standen einige Oldtimer herum, Fahrräder waren reichlich vertreten und die Oldenburger Kurve, so der Name einer angrenzenden Bahnstrecke, lieferte auch genügend Motive.

Mich zog es jedoch zur Schlachte. Ein Bild der Weser- und Hafenrundfahrt sollte es werden. Ein anderer Teilnehmer hatte eine ähnliche Idee, aber ich denke, dass sich am Ende unsere Motive hinreichend unterscheiden.

Meine Startnummer und ein Schiff der Weser- und Hafenrundfahrt

Meine Startnummer und ein Schiff der Weser- und Hafenrundfahrt

Bild 2 – Aufgetakelt

Seit einigen Monaten liegt die Alexander von Humboldt, das berühmte Segelschiff mit den grünen Segeln, in der Überseestadt. Das sollte mein Motiv für Bild 2 werden. Dort angekommen machte sich aber schnell Enttäuschung breit – etwa zwei Dutzend andere Teilnehmer hatten die gleiche Idee. Jetzt galt es also, ein Bild zu schießen, das dennoch einigermaßen eigenständig ist. Ob mir das gelungen ist, könnt ihr selbst beurteilen.

Die Segel der Alexander von Humboldt

Die Segel der Alexander von Humboldt

Bild 3 – Überschäumend

Bei diesem Thema habe ich mich am Ende am meisten geärgert. In der Hafenkneipe Golden City lief zur Mittagszeit ein Shanty-Konzert. In der Pause fand ich ganz schnell ein paar Leute, die bereitwillig ihre Biergläser fotografieren ließen. Was ich nicht bedachte: Das Logo der Biermarke passt zwar zu Bremen, verletzt aber Markenrechte. Ich hätte die Gläser einfach so drehen sollen, dass es nicht sichtbar ist, um Ärger vorzubeugen. Zum Glück hatte ich auch noch einen Springbrunnen vorm Kaffeequartier fotografiert. Der war dann zwar nicht ganz so überschäumend, aber immerhin bekam ich damit keine Probleme in punkto Bild- und Markenrechte.

Ein Springbrunnen vor dem Kaffeequartier in der Überseestadt Bremen

Ein Springbrunnen vor dem Kaffeequartier in der Überseestadt Bremen

Station 2 – botanika

Mit den ersten drei Bildern im Kasten und gestärkt mit einer Portion Pommes aus der Veganbar machte ich mich auf den Weg zur nächsten Station. Zur botanika war es aus der Überseestadt ganz schön weit, aber unterwegs traf ich andere Teilnehmer, sodass wir fast im Konvoi dorthin radelten. In der botanika gab’s dann den nächsten Stempel auf meiner Teilnahmekarte, drei neue Themen und den nächsten Treffpunkt – Lloyd Caffee in der Überseestadt. Na schönen Dank auch, dachte ich mir, da komme ich ja gerade her.

Bei den drei Themen stand ich auch erst einmal wie die Kuh vorm Berg, waren sie doch dieses Mal weniger maritim. Erschwerend hinzu kam, dass ich einen Teil meiner verfügbaren Zeit aufsparen musste, um zwischendurch meinen Nachwuchs zu stillen. Aber das sollte sich noch als Glücksfall erweisen und auf dem Weg lag das Ganze dann sowieso.

Bild 4 – Speckgürtel

Inspiration für das Bild war die englische Übersetzung „exurb“. Die gab ein wenig Hinweis darauf, was sich die Veranstalter unter dem Thema vorstellten. Dennoch brauchte ich drei Anläufe, bis ich das finale Bild im Kasten hatte. Idee No. 1 war ein Bild von der Straßenbahn nach Lilienthal, die ja immerhin Bremen mit dem niedersächsischen Umland, eben jenem Speckgürtel, verbindet. Dann fand ich ein paar Paddler auf dem Kuhgraben, die Richtung Wümme unterwegs waren – auch ein sehr idyllisches Bild. Gewonnen hat am Ende das Bild von den Fahrrädern am Wegweiser – ein Glückstreffer.

Fahrräder vor einem Wegweiser auf dem Weg aus der Stadt hinaus

Fahrräder vor einem Wegweiser auf dem Weg aus der Stadt hinaus

Bild 5 – Stadtpflanze

Bei dem Thema musste ich zuerst an eine Pflanze denken, die aus dem Asphalt heraus wächst. Zu finden war das Motiv allemal. Die englische Übersetzung schlug jedoch eine „city person“ vor. Da ich sowieso das K1 stillen musste, habe ich das Reisebaby zum Motiv auserkoren. Steffen half mir dann, das Foto zu machen.

Unser kleines Reisebaby als Fotomodell im Bürgerpark Bremen

Unser kleines Reisebaby als Fotomodell im Bürgerpark Bremen

Bild 6 – Landei

Da ich nun schon einmal im Bürgerpark war, machte ich mich auf den Weg zum Tiergehege. Die kleinen Schweinchen waren wirklich herzallerliebst. Ich entschied mich jedoch für die ländlichen Utensilien.

Utensilien beim Tiergehege im Bürgerpark Bremen

Utensilien beim Tiergehege im Bürgerpark Bremen

Station 3 – Lloyd Caffee

Nach der Still-Session und den drei Motiven musste ich mich ganz schön beeilen, noch pünktlich zu Lloyd Caffee zu kommen. Hier wurden die bisherigen Mühen immerhin mit frischem Kaffee und leckerem Butterkuchen belohnt. Die letzten drei Themen und den Treffpunkt zur Abgabe der Bilder gab’s auch: Bis 20 Uhr musste ich bis zum noon im Theater Bremen kommen. Da ich sowieso noch ins Viertel wollte, kam mir das sehr gelegen.

Bild 7 – Heißes Pflaster

In den letzten Monaten gab es heftige Debatten zur Partykultur vs. Gentrifizierung im Bremer Viertel. Das in ein Bild zu packen, ist natürlich nicht einfach. Das Kopfsteinpflaster am Sielwalleck soll trotzdem stellvertretend dafür stehen.

Das Sielwalleck im Bremer Viertel

Das Sielwalleck im Bremer Viertel

Bild 8 – Freier Fall

Für freien Fall ist ja eigentlich der Bremer Fallturm berühmt. Der Weg zur Uni war aber nicht nur zu weit. Ein anderer Teilnehmer drückte es so treffend aus, dass das ziemlich platt wäre, jetzt den Fallturm zu fotografieren. Mir schwebte auch eher etwas anderes vor. Im Bremer Viertel gibt es ziemlich viel Street Art. Ich hoffte, ein Motiv zu finden, das in irgendeiner Weise einen Astronaut oder Weltraum im weitesten Sinne zeigte. Aber es ließ sich einfach keines finden, obwohl ich zwischendurch Unterstützung von einem Freund bekam. Fast schon resigniert guckte ich irgendwann Richtung Himmel, auf eine Eingebung hoffend. Und da hingen sie: Schuhe über Leitungen. Ich wusste, dass ich an diesem Abend nichts besseres mehr finden würde.

Schuhe über Leitungen im Bremer Viertel

Schuhe über Leitungen im Bremer Viertel

Bild 9 – Gute Stube

Als Gute Stube wird in Bremen der Marktplatz mit seinem Unesco-Welterbe-Ensemble aus Rathaus und Roland bezeichnet. Das war mir dann wiederum zu platt. Ich wollte zurück zum Ausgangsmotto „Stadt im Fluss“ kommen und gern meine Bildserie so abschließen, wie ich sie begonnen hatte. Ich habe dann meine letzte Kraft zusammen genommen und bin noch einmal zur Schlachte gefahren. Leider war es an diesem Abend nicht mehr so richtig warm, aber auf ein paar Biertrinker in den Biergärten der Schlachte-Gastronomie ist immer Verlass. Ich hatte meine Gute Stube gerade noch rechtzeitig gefunden.

Ein Sommerabend in den Biergärten der Bremer Schlachte

Ein Sommerabend in den Biergärten der Bremer Schlachte

Station 4 – noon

Im noon kam dann alles wieder zusammen. 200 Teilnehmer mussten ihre Speicherkarten zum Einlesen der Bilder abgeben. Ich war nicht die einzige, die auf den letzten Drücker noch Motive von der Karte löschte. Ganz nach dem Motto „Kill your darlings“ verschwand das eine oder andere schöne Motiv im digitalen Nirvana.

Ich finde meine Serie jetzt nicht super-kreativ. Ein wenig betriebsblind bin ich inzwischen vielleicht auch, weil ich zu sehr in touristischen Motiven denke. Aber insgesamt bin ich zufrieden. Ich mag meine Serie und vor allem hatte ich einen Riesenspaß und habe tatsächlich noch wieder neue Ecken in Bremen entdeckt.

Aber fragt nicht, wie weh mir mein Hintern am Ende des Tages tat 😉

Ausstellung

Am kommenden Wochenende werden die Werke aller Teilnehmer im Schuppen Eins ausgestellt. Außerdem findet die Preisverleihung für die besten Bildserien statt. Schaut einfach rein, der Eintritt ist frei.

Samstag, 10. Oktober, 11 bis 20 Uhr / 15 Uhr Preisverleihung
Sonntag, 11. Oktober, 10 bis 18 Uhr
Schuppen Eins, Konsul-Smidt-Straße 20-26, 28217 Bremen

Meine Bilder zu den einzelnen Themen sind völlig unbearbeitet – so, wie die Kamera sie ausgespuckt hat. Einen weiteren Bericht zum Fotomarathon Bremen findet ihr von meiner Kollegin Rike auf dem Bremen Blog.

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