In der Natur, Roadtrips
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Ein langes Wochenende im #WanderSüden – der Kulturwanderweg Jagst

Der Esel hängt lässig ab - am Kulturwanderweg Jagst

Lange Wochenenden – sei es über Ostern, den 1. Mai oder in Kürze auch noch über Pfingsten – eignen sich perfekt für einen Kurztrip. Im vergangenen Jahr waren wir zum Beispiel auf einem Mini-Roadtrip in Norwegen. In diesem Jahr zog es uns Anfang Mai auf Einladung der Touristikgemeinschaft Hohenlohe zu einem Wanderurlaub in Deutschland in den sogenannten WanderSüden – die Region fürs Wandern in Baden-Württemberg. Uns sollte es dabei auf drei der insgesamt acht Etappen des Kulturwanderwegs Jagst verschlagen. Aber lest selbst:

Im Inneren der Kirche vom Kloster Schöntal

Im Inneren der Kirche vom Kloster Schöntal

Tag 1: Anreise von Bremen zum Kloster Schöntal

Dicke Regentropfen plattern aufs Auto, während wir uns nach Süden bewegen. Nicht gerade ideale Voraussetzungen, um wandern zu gehen. Aber wir sind gut ausgerüstet und zumindest die Wettervorhersage verspricht für die kommenden Tage etwas Besserung.

Als wir schließlich von der Autobahn abfahren, folgen wir spontan einem Hinweis zum Römerkastell in Osterburken. Für den ersten Tag steht in Schöntal, unserem eigentlichen Ziel, ohnehin noch keine Wanderetappe an. In Osterburken besuchen wir das sehr schöne Römermuseum und werfen gut beschirmt einen Blick auf die Überreste des Kastells. Der WanderSüden ist auch Limes-Land. Da lassen wir uns doch die Gelegenheit, Zeugnisse der römischen Besiedlung anzusehen, nicht entgehen.

Im Römermuseum Osterburken

Im Römermuseum Osterburken

Als wir kurze Zeit später in Schöntal ankommen, hat der Regen nachgelassen. Wir nutzen den restlichen Tag, um die Umgebung von Schöntal näher zu erkunden: das wunderschöne Areal des Klosters Schöntal, die Wallfahrtskirche von Neusaß und den Kreuzberg oberhalb unserer Unterkunft, dem „Gasthof zur Post“. Das namensgebende Kreuz auf dem Kreuzberg ist gerade eingerüstet und von Bauplanen verhangen. So erhaschen wir nur einen kleinen Blick auf das Kreuz.

Blick vom Kreuzberg auf das Kloster Schöntal

Blick vom Kreuzberg auf das Kloster Schöntal

Bei diesen kleinen Erkundungen bekommen wir einen ersten Eindruck der kommenden Tage: In Blüte stehende Kastanienbäume, saftige Wiesen und kleine bis große Hügel werden unsere Wegbegleiter sein. Und natürlich die Jagst, der „jagende“ Fluss, dessen Verlauf wir flussaufwärts folgen.

Der Gasthof zur Post - direkter Nachbar des Klosters in Schöntal

Der Gasthof zur Post – direkter Nachbar des Klosters in Schöntal

Im „Gasthof zur Post“ sehen wir uns Fotos aus vergangenen Zeiten an. Der Gasthof war früher tatsächlich eine Poststation und daher Haltepunkt für Postkutschen. Unser Zimmer mit Balkon befindet sich im modernen Hotelanbau. Wären nicht die vielen Mücken, könnten wir uns gut mit einem Glas Wein auf den Balkon setzen und die Aussicht genießen. So ziehen wir aber die herzliche Gastfreundschaft im dazugehörigen Restaurant vor. Nach unserem üppigen Abendessen – Zitat der Wirtin: „Sagen Sie Bescheid, falls Sie von etwas noch mehr benötigen.“ – fallen wir gut gestärkt für den nächsten Tag ins Bett.

Das Kloster Schöntal am Kulturwanderweg Jagst

Das Kloster Schöntal am Kulturwanderweg Jagst

Tag 2: Vom Kloster Schöntal nach Krautheim

Nach einem guten Frühstück wartet die erste Wanderetappe auf uns, knappe 20 km. Dabei setzt sich unsere Tagestour aus 1,5 Etappen zusammen: Die 4. Etappe des Kulturwanderwegs Jagst führt von Jagsthausen nach Westernhausen, die 5. Etappe von Westernhausen nach Krautheim. Mit unserem Start am Kloster Schöntal steigen wir aber erst auf der Hälfte der 4. Etappe in den Wanderweg ein und gehen daher auch etwas mehr als für einen Tag vorgesehen. Mit einer gewissen Grundfitness ist die Strecke aber problemlos zu bewältigen.

Stillgelegte Gleise der Jagsttalbahn

Stillgelegte Gleise der Jagsttalbahn

Vom Kloster Schöntal aus führt der Wanderweg über asphaltierte Feldwege. Noch lange haben wir das Kloster im Blick und können den Anblick aus der Ferne genießen. Erst in Westernhausen müssen wir uns von ihm so richtig verabschieden. Hier führt unser Weg dann an der stillgelegten Bahnstrecke der Jagsttalbahn vorbei. Für uns Zugfans sind die zugewucherten Gleise ein willkommenes Fotomotiv. Der Weg nach Krautheim führt dann auch nicht mehr nur auf Asphalt zum Ziel, sondern so richtig über Stock und Stein durch Wälder und über Wiesen. Nach dem Regen vom Vortag ist der Weg an einigen Stellen recht rutschig und wir sind froh, mit unseren Wanderschuhen den nötigen Halt zu finden.

Der Blick auf die Burg Krautheim vom Kulturwanderweg Jagst

Der Blick auf die Burg Krautheim vom Kulturwanderweg Jagst

Als wir uns Krautheim nähern, fällt unser Blick unweigerlich auf die Burg, die über der Stadt thront. Wir sind noch fit genug für den Aufstieg und stehen schließlich vor verschlossenem Burgtor. Aber die Burg hat eine Überraschung parat: Außerhalb der Besuchszeiten kann man sich den Schlüssel zur Burg gegen 2 € Eintritt pro Nase bei den Nachbarn abholen und auf eigene Faust erkunden. Das lassen wir uns natürlich nicht nehmen.

Wir haben den Schlüssel zur Burg Krautheim.

Wir haben den Schlüssel zur Burg Krautheim.

Und so stehen wir kurze Zeit später im Burghof und erklimmen den Turm, von dem wir eine schöne Aussicht auf die Umgebung haben. Ein bisschen fühlen wir uns an England erinnert, wo wir das Lumley Castle erkunden durften. Aber hier in Krautheim sind wir tatsächlich bei unserer Besichtigung ganz allein. „Lassen Sie sich ruhig Zeit“, hatte uns die Nachbarin bei der Schlüsselübergabe noch zugerufen. Und so nutzen wir die Gelegenheit für eine Vesper im sonnenbeschienenen Innenhof. Magisch.

Im Innenhof der Burg Krautheim

Im Innenhof der Burg Krautheim

Der Esel auf dem Turm der Burgruine in Krautheim

Der Esel auf dem Turm der Burgruine in Krautheim

Aber irgendwann müssen wir uns dann doch losreißen von diesem Ort und bringen pflichtschuldig den Schlüssel zurück. Gerade noch rechtzeitig: Denn kaum haben wir unser Quartier für die Nacht – Heidis Station, ein altes Bahnwärterhäuschen – bezogen, setzt der Regen wieder ein und hält auch für einige Stunden an.

Bei Heidi füllen wir unseren Magen nach dieser Tagestour mit Schnitzel und Pommes und ihr Mann Albert erklärt uns bei einem Glas Vorwende-Zwetschgen-Schnaps (fragt nicht) die Vorzüge des Kocher-Jagst-Radweges und auch des Wiesenwandertages. Keine Frage, es lohnt sich ein erneuter Besuch im Jagsttal, aber für dieses Wochenende steht erst einmal nur eine weitere Etappe an.

Tag 3: Von Krautheim nach Hohebach

Gut ausgeschlafen machen wir uns am Morgen auf den weiteren Weg – Etappe 6 des Kulturwanderwegs Jagst bis Hohebach. Schon kurz nach unserem Start erwartet und die erste Sehenswürdigkeit: der Kuharsch. Der Kuharsch hat nichts mit dem Arsch zu tun, an dem Götz von Berlichingen geleckt werden wollte (lest die Geschichte hier nach), sondern mit einer Quelle, an dessen Seiten sich das Kalkgestein derart ablagert, dass die Ausformungen aussehen wie, na eben wie ein Kuharsch.

Der Kuharsch in der Nähe von Krautheim - am Kulturwanderweg Jagst

Der Kuharsch in der Nähe von Krautheim – am Kulturwanderweg Jagst

Wenn man es genau nimmt, gibt es mehrere Kuhärsche – also, dickere Ausformungen der Rinne. Wir sind am Wanderweg direkt an einem vorbeigekommen und konnten dann schön die steinerne Rinne sehen, die sich durch den Wald schlängelt. Direkt an der Straße Richtung Klepsau gibt es aber einen weiteren. Wir blieben jedenfalls oberhalb der Straße, immer am Hang, mit Blick auf die Jagst. Der Weg führte durch Streuobstwiesen hindurch und Weinberge entlang. Oberhalb von Klepsau stehen am Weg Hinweisschilder, die die verschiedenen Rebsorten erklären. Klepsau wäre der perfekte Ort gewesen, um Wein der Region zu kosten und zu kaufen, aber wir waren so gut im Tritt, dass wir nicht vom Weg hinab ins Dorf gegangen sind.

Erst in Dörzbach führte uns der Weg wieder hinunter ins Tal. Auf unseren letzten Metern hörten wir schon, dass im Ort ein Fest in Gang sein müsste: Die Blasmusik tönte den Hang hinauf. Wir wurden jedoch erst noch von alten Eisenbahnwaggons angezogen.

Alte Waggons auf den Gleisen des Bahnhofs Dörzbach

Alte Waggons auf den Gleisen des Bahnhofs Dörzbach

Dörzbach war der Endhaltebahnhof der Jagsttalbahn, die die Strecke Möckmühl-Dörzbach verband. Die Überbleibsel können in Dörzbach bewundert werden. Ein Verein versucht, die alte Strecke als Museumsbahn wiederzubeleben. Je nachdem, mit wem man spricht, steht der Erfolg in den Sternen. Immerhin: Das alte Bahnhofsgebäude erstrahlt schon im neuen Glanz. Es wäre diesen Bahn-Enthusiasten nur zu gönnen, dass ihr Vorhaben gelingt. Wir wünschen ihnen viel Glück.

Das Bahnhofsgebäude in Dörzbach wurde bereits wieder hergerichtet.

Das Bahnhofsgebäude in Dörzbach wurde bereits wieder hergerichtet.

Alter Waggon der Bahn Möckmühl-Dörzbach auf dem Abstellgleis in Dörzbach

Alter Waggon der Bahn Möckmühl-Dörzbach auf dem Abstellgleis in Dörzbach

Uns zieht es erst einmal in die Kochstube zum Mittag. Hier esse ich dann endlich meine ersten original schwäbischen Maultaschen – sehr lecker. Und dann stehen wir im Festzelt vom Maifest und lauschen der Dörzbacher Blaskapelle. Na, hier hätten wir beim Essensverkauf der Jugendfeuerwehr auch gut eine Vesperpause einlegen können. Aber wir müssen ja noch weiter.

Das Schloss Eyb dürfen wir aber nicht versäumen. Ein kurzer Blick in Hof und Garten sei uns noch gegönnt:

Der Hof von Schloss Eyb in Dörzbach - am Kulturwanderweg Jagst

Der Hof von Schloss Eyb in Dörzbach – am Kulturwanderweg Jagst

Im Garten von Schloss Eyb in Dörzbach

Im Garten von Schloss Eyb in Dörzbach

Es geht wieder hinauf auf den Hang mit den Streuobstwiesen, vorbei am Generationenpfad und dem Pfad der Stille mit Wissenstafeln zu Flora und Fauna und irgendwann mit Blick auf die Kapelle St. Wendel zum Stein. Unser Ziel ist schließlich mit dem Gasthof Verborgener Winkel erreicht. Der Familienbetrieb richtet gerade einen 60. Geburtstag aus, hat aber für uns und einige Radfahrer noch ein Plätzchen. Fürs Abendbrot wählen wir instinktiv die Spezialität des Hauses: Ochsenbraten mit Spätzle. Das gute Limpurger Rind wächst direkt hinterm Haus auf und wir verdrängen, dass wir gerade von unserer Ferienwohnung aus noch in die Augen eines Kälbchens geblickt haben – nichts für Vegetarier. Es war schlichtweg sehr, sehr lecker.

Hohebach - unser Ziel nach drei Tagen am Kulturwanderweg Jagst

Hohebach – unser Ziel nach drei Tagen am Kulturwanderweg Jagst

Aber genug vom Essen. Das Bett ruft, denn am nächsten Morgen müssen wir schon direkt nach dem Frühstück nach Kloster Schöntal gefahren werden, um schließlich die Heimreise anzutreten. Der Weg von bzw. nach Bremen ist weit, lohnt sich aber allemal 🙂

Wegweiser am Kulturwanderweg Jagst

Wegweiser am Kulturwanderweg Jagst

Fazit

Der Kulturwanderweg Jagst führt durch eine wunderschöne Naturlandschaft mit Feldern, Wäldern, Wiesen und Weinbergen. Die einzelnen Etappen sind so angelegt, dass man einige Sehenswürdigkeiten am Wegesrand besichtigen kann. Durch seine gute Beschilderung und die erträglichen Höhenmeter ist er besonders für Freizeit- und Genusswanderer geeignet. Einen besonderen Dank möchte ich an dieser Stelle den Menschen aussprechen, denen wir am Weg begegnet sind. Sie waren allesamt überaus herzlich und gastfreundlich – ein erfreulicher Gegensatz zur mitunter etwas stoffeligen hanseatischen Zurückhaltung im Norden 🙂

Wiesen-Feld-Weg am Kulturwanderweg Jagst

Wiesen-Feld-Weg am Kulturwanderweg Jagst

Hinweis: Zu dem Wanderurlaub in Baden-Württemberg, inklusive Übernachtung, Verpflegung, Reisematerialien (Wanderkarte, Wegbeschreibung, etc.) wurde ich vom Tourismusportal WanderSüden eingeladen. Vielen Dank besonders an Marion Schlund von der Touristikgemeinschaft Hohenlohe e.V. für die Unterstützung und sehr gute Zusammenstellung des Wandermaterials.

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